Chronik

Hier haben wir eine kleine Chronik für Sie zusammengestellt. Es handelt sich um einen kleinen Auszug, welcher keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.
(Verfasser: Theo Pape (1930–2007), ehemaliges Vorstandsmitglied des QV/Pia Meier, Vizepräsidentin QV (2014)

Von Affaltrahe zu Zürich-Affoltern

Zürich-Affoltern um 1820
Dorfplan um 1820

Der Chatzensee, besser die Chatzenseen und ihre liebliche Umgebung haben Affoltern zu bescheidenem Ruhm verholfen. Sie gehören zwar nur zur Hälfte zu Affoltern bzw. (heute) zur Stadt Zürich, die andere Hälfte liegt auf Regensdorfer, genauer Watter Boden.
Die Seen und die liebliche Landschaft sind Zeugen der letzten Eiszeit. Und vielleicht waren die Seen und ihr Fischreichtum auch der einzige Grund, warum sich früh Menschen in diesem Teil des Furttales zeitweise niederliessen, waren doch bis ins letzte Jahrhundert grosse Teile des Talbodens versumpft und kaum begehbar, die Nordhänge gegen Höngg nass und unwirtlich! Wohl fand man aus der Steinzeit (etwa 4000 Jahre v. Chr.) Werkzeuge und Waffen, wohl liegen im Landesmuseum Funde aus der Eisen- und Bronzezeit (letzte Ausgrabungen beim Bau der A20 im Jahre 1979 im Raume «Horenstein» mit Funden von der Bronze- bis zur Römerzeit), aber eindeutige Hinweise auf ständig bewohnte Siedlungen fehlen bis weit in unsere Zeitrechnung hinein.
Auch die Römer waren da! Aber bis auf nie erforschte Ruinen im Althoos in Neuaffoltern weiss man wenig aus jener Zeit; nur dass sie da waren, nach den Helvetiern, auf Gutshöfen ausgedienter Soldaten vielleicht, das scheint gewiss.
Die Gegend des ehemaligen Dorfes Affoltern lag abseits grosser Heerstrassen! Erst im fünften Jahrhundert, als die Alemannen aus dem Norden das römische Reich bedrängten und auch unser Furttal eroberten, fanden Hofgründungen statt, wurden Menschen bei uns sesshaft.
Und erst im neunten Jahrhundert erfahren wir in einem Zinsrodel, welcher in der Stiftsbibliothek des Klosters St.Gallen liegt, zum ersten Mal von einem Besitz, einem Hof oder von Höfen namens AFFALTRAHE, AFFALTRA, AFFOLTERA, dann AFFALTRON. Es handelt sich wohl um die Vorläufer unseres ehemaligen Oberdorfes und Unterdorfes. Aber immer noch träumte Affoltern vor sich hin, bis im 11. Jahrhundert ein Regensberger - war es ein Lütolf aus Affoltern? - am grossen See seine Burg erbaute.
Bald aber schon gründete das stolze Geschlecht seinen neuen Sitz, das Städtchen Neu-Regensberg, heute noch das einmalige Wahrzeichen des Zürcher Unterlandes. Doch - wie gewonnen, so zerronnen: das Geschlecht der Regensberger starb nach wenigen Generationen aus, seine Stammburg Alt-Regensberg, die «Alte Burg», wechselte oft die Besitzer, zerfiel, bis - nachdem sie lange Zeit sogar als «Steinbruch» gedient hatte - nur noch eine Ruine zurückblieb.
Und ausgerechnet diese Ruine war es, die, zusammen mit dem lieblichen See, seit 300 Jahren unzähligen Zeichnern, Stechern und Malern als romantisches Sujet diente und ein Stück Affoltern auf vielen graphischen Blättern, Kupfer- und Stahlplatten festhielten und so Affoltern zu bescheidenem Ruhm oder wenigstens zu bescheidener Bekanntheit führte.
Sonst aber blieb das Dorf ohne Bedeutung und grosse Eigenstän digkeit, was sich unter anderem auch darin äusserte, dass es bis ins 17. Jahrhundert in Höngg kirchengenössig war, später bald zum Bezirk Dielsdorf, bald zu Bülach gehörte.
Ende des 19. Jahrhunderts wurde es endgültig zum Bezirk Zürich geschlagen, und - im Unterschied zu Affoltern am Albis - hiess es bis 1934 Affoltern bei Zürich. In diesem Jahr nämlich griff die Stadt Zürich über den Milchbuck ins Glatt- und Furttal, und neben Schwamendingen, Oerlikon (welches früher zu Schwamendingen gehörte!) und Seebach ereilte auch Affoltern sein Schicksal: es wurde eingemeindet und bildete fortan nur noch ein Quartier des Stadtkreises 11 der Stadt Zürich und hiess von nun an Zürich-Affoltern.
Das Unterdorf aber ist ein fast intaktes «Dorf» geblieben. Und wenn unser Quartier mit fast 20›000 Einwohnern zu einer der grössten «Städte» im Kanton Zürich geworden ist, etwas vom alten Dorfgeist ist, nicht nur im Unterdorf, bis heute erhalten geblieben. Und das ist auch gut so!

Die alten Strassen...

Die alten Strassen waren bescheiden und schlecht, ohne festes Bett. Staubig bei Trockenheit, tief und dreckig bei Regenwetter. Die wichtigste Verkehrsverbindung führte aus der Stadt über Wipkingen, den Rötel, den Guggach, dem Wald entlang (Käferholzstrasse) über das Althoos zum «Grossen Stein» (Glaubten), folgte dem Hürst (Fronwaldstrasse), ging durchs Unterdorf und über den Horenstein und das Hünerhell (Seeholz) nach Watt und weiter nach Niederhasli. Es war die Hauptverbindung zum bedeutenden Messeort Zurzach.
Sonst führten nur unbedeutende Fahrwege in die umliegenden Dörfer (Rümlang, Seebach und Oerlikon). Die Wege nach Höngg waren schlecht und steil. Die Strasse nach Regensdorf vereinigten sich für Ober- und Unteraffoltern im Holzerhurd (alte Mühlackerstrasse, Furttalstrasse).
Noch nicht ausgebaut war die Wehntalerstrasse Richtung Stadt zum «Fallenden Brunnenhof» (Radiostudio); ihre Fortsetzung ab Oberaffoltern als Verbindung nach Dielsdorf/Koblenz gab es überhaupt noch nicht. Diese wurde erst Mitte des 19. Jahrhunderts zwischen Chatzensee und Hänsiried erstellt. Die Regensbergstrasse war noch vor knapp 100 Jahren ein kaum begangener und nicht befahrbarer Feldweg.
Affoltern wurde erst im Jahre 1875 durch die Nationalbahn mit dem öffentlichen Verkehrsmittel erschlossen. Ab 1908 verkehrte zudem ein privater Bus zwischen dem Dorfplatz (Zehntenhausplatz) und dem Milchbuck. Die «Schweizerische Automobil- Betriebsgesellschaft» verlängerte 1909 die Verbindung bis nach Regensdorf, musste aber schon 1912 das Unterfangen aufgeben!

Vom Dorf zur Stadt in der Stadt

Noch auf der Karte von Johann Wild aus der Mitte des letzten Jahrhunderts finden wir nur drei Bauernhöfe im Aldos (Althoos) und ein halbes Dutzend an der Strasse zu Oberaffoltern; sonst war ausser dem Ober- und Unterdorf alles Acker, Wiesland, Pünt und Bungert, Wald, Ried und Ödland!
50 Jhre später, um die Jahrhundertwende, setzte eine erste bauliche Entwicklung ein. Es werden Ein- und Zweifamilienhäuser sowie erste Miethäuser gebaut, es brauchte Dienstlleistungseinrichtungen. Gewerbe und Handel fassen im Dorf Fuss.
So entstehen neben den zwei Dorfkernen drei Nebenzentren:
– In Neuaffoltern wachsen die Häuser und Häuschen den Hang hinauf (Schlösslistrasse, heute Althoossteig, Wannenholz- und Käferholzstrasse). Auch in Richtung Oerlikon und Seebach wird gebaut (Regensberg-, Zelgli-, Zelgwiesen-, Hürst, Hürstholz- und Hürstringstrasse).
– In der «Waldegg» (heute Zentrum Glaubten), wo bislang nur eine Wirtschaft, ein Bauernhaus, Schöpfe und ein Doppelwohnhaus standen, wuchs ein kleines Dorf von Einfamilienhäusern hangaufwärts (Aglei-, Primelstrasse und Rebhüsliweg).
– Im «Einfang» wurde eine Wirtschaft gebaut (Restaurant «Frieden»), entstanden Ein- und Zweifamilienreihenhäuschen sowie Miethäuser.
Die 1934 erfolgte Eingemeindung führte nach und nach zu einer verstärkten Ausrichtung des nunmehrigen Quartiers Zürich-Affoltern auf das Industriegebiet Oerlikon und die bisherige Stadt. Aber erst nach dem zweiten Weltkrieg wuchsen die drei zuvor entstandenen Nebenzentren zusammen und bildeten eine wurmförmige Ansammlung von Häusern, eingeengt durch Chäferund Hönggerberg einerseits, durch Riedland und das Hürst andererseits.
Einen grossen Anteil an der baulichen Entwicklung hatten neben den Privaten vor allem Baugenossenschaften sowie der kommunale Wohnungsbau der Stadt Zürich.
An der Binzmühlestrasse liegen zu beiden Seiten die Bauten der Genossenschaft «Sunnemätteli» (1945), der «GISA» (1948) und der «Baufreunde» (1949 bis 1961). Beidseits der Richtung ETH führenden Glaubtenstrasse befindet sich die in Etappen erstellte kommunale Siedlung Glaubten (1961 bis 1968). Die zwischen der «Waldegg» (Zentrum Glaubten) und dem einstigen Dorfplatz (Zehntenhausplatz) bestehende grosse Lücke wurde von mehreren Baugenossenschaften geschlossen: «Jungholz» (1948, Obsthaldenstrasse), «Süd-Ost» (1948 bis 1950) und «Hagenbrünneli» (1950) an der Obsthalden- und Erchenbühlstrasse. Nach dem «Einfang» folgen die grossräumigen Überbauungen der «Waidmatt» (1956 bis 1960) und der «Frohheim» an der Regula und Wehntalerstrasse sowie «in den Böden». Auf der letzten Wiese neben der Wehntalerstrasse erstellte die «Waidmatt» weitere 50 Wohnungen (1995). Bereits 1945 hatte sie längs der Furttalstrasse Reiheneinfamilienhäuser gebaut. Dahinter am Hang des Hönggerberges, entstand viel später die städtische Überbauung «Furttal» (1980), von den Affoltemern «Arabersiedlung» genannt. Daneben stehen an der Georg Kempfstrasse mehrere grosse private Mehrfamilienhäuser.

Zu erwähnen sind weitere fünf besonders augenfällige Überbauungen:
Unterhalb des ETH-Komplexes auf dem Hönggerberg stehen zwischen Glaubten- und Schauenbergstrasse die Wohnhäuser der «Hagenbrünneli (Lerchenberg) und der «Süd-Ost» (1974 bis 1975 Lerchenhalde, Lerchenain) sowie das Hochhaus «Turicum». Rechts der Verzweigung Wehntaler-/Furttalstrasse befinden sich die Wohnbauten der Shell-Pensionskasse (1986). Im westlichen Teil Affolterns, gegen den Chatzensee hin, zwischen der Furttalstrasse und der 1996/97 auf Doppelspur ausgebauten Bahnstrecke Seebach - Regensdorf, erstreckt sich das grosse Areal der in mehreren Etappen entstandenen «ASIG» Siedlung «Holzerhund» mit ihrem dominanten Hochhaus (1964-1973). Gleich gegenüber, auf der anderen Seite der Furttalstrasse, befinden sich als ältestes genossenschaftliches Werk die Holzhäuser der einstigen Baugenossenschaft «Befreiung», von den Affoltemern damals abschätzig «Negerdorf» genannt.
Westlich des Hürstwaldes, zwischen der Sportanlage und der Strasse Wolfswinkel erstreckt sich die vorwiegend kommunale, teilweise aber auch private Grossüberbauung «Isengrind» und «Stöckenacker» (1969 bis 1981) mit den beiden Scheibenhochhäusern Fronwald/Isengrind.
In östlicher Richtung, längs der Schwandenholzstrasse, ist die gleichnamige Siedlung erstellt worden. Die gegen Seebach hin anschliessende letzte Etappe wurde 1998 erstellt. («Baugenossenschaft Milchbuck» und «Baugenossenschaft Zentralstrasse» sowie mehrere Pensionskassen und Private 1978-1998).

Bauen auf der grünen Wiese

Nach dem 2. Weltkrieg ist Affoltern in erträglichem Rahmen und in Etappen gewachsen. Doch ab 2004 begann für Affoltern eine neue Ära. Entlang der Gleise zwischen Autobahn und Zehntenhausplatz entstand eine Siedlung nach der anderen: CeCe-Areal, ABZ Ruggächer, Im Blumenfeld, Aspholz Nord, Aspholz Süd, Klee und andere Bauten. Die Bevölkerung wuchs bis 2014 um 6000 Personen. Schnell wurde auch der Schulraum zu knapp. So wurde 2013 mit dem Bau der Primarschulanlage Blumenfeld begonnen. Das Schulhaus ist bis Frühling 2016 fertig erstellt.

QUARTIERVEREIN ZÜRICH-AFFOLTERN
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von den Uranfängen bis in die Gegenwart

aus: Einweihung Kirchliches Zentrum Glaubten Zürich-Affoltern, 26. November 1972
Festschrift von Emil Spillmann

 

Zürich-Affoltern

Aus dem Werden und Leben von den Uranfängen bis in die Gegenwart

 

  • Ca. 70000 v. Chr. Ein Seitenarm des Linthgletschers bringt uns freundlicherweise aus dem Glarnerland gratis den roten Findling, der jetzt beim Bassin auf dem Kirchplatz liegt. Der Gletscher bildet beim Zurückschmelzen den idyllischen Chatzensee und beschert den Affoltemern das schönste Freibad.
  • Ca. 4000 v. Chr. Steinzeitmenschen lassen beim Chatzensee zwei Steinbeile liegen, damit wir wissen können, dass unsere Gegend damals schon bewohnt war.
  • Ca. 1200 v. Chr. Auf der Jagd im Seeholz verschiesst ein Jäger Bronzepfeilspitzen, die erst im letzten Jahrhundert gefunden wurden; beim Lööliholz betreibt einer eine Töpferwerkstatt und hinterlässt zu seinem Andenken neun kleine irdene Töpfe. Die Grabhügel im Hürstwald und Aspholz bergen die Überreste vornehmer Kelten aus dieser Zeit.
  • Ca. 250 n. Chr. Die Römer haben ihre Militärstrasse durch das Furttal nach Kloten gebaut. Einem ausgedienten römischen Soldaten gefällt es in unserer Gegend so gut, dass er sich an der «Rumpelhalde» (Althoosquartier) ein Landhaus bauen lässt, dessen Grundmauern einst freigelegt wurden.
  • 850. Alemannen haben sich angesiedelt. In einem Zinsrodel des Klosters St. Gallen ist unsere Gemeinde erstmals schriftlich erwähnt - «AFOLTRAHA». Der Name bedeutet «Apfelbaum am Bach», gemeint ist der Holderbach. der ehemalige Dorfbach.
  • 8. Februar 870. Der fränkische Grossgrundbesitzer Landeloh übergibt seine Eigenkirche zu «Hoinga» (Höngg) und Güter in «Affaltrahe» und anderen umliegenden Gemeinden dem Kloster St. Gallen.
  • 1409. Herzog Friedrich von Österreich-Habsburg muss die Herrschaft Neu-Regensberg, zu der Affoltern gehört, aus Geldnot an die Stadt Zürich verpfänden.
  • Was die Stadt aber einmal unter ihre Fittiche genommen hat, wird sie nicht mehr herausgeben.
  • 1443. Affoltern gerät in die Wirren des Alten Zürichkrieges (1439-46). Am 27. Juli «wuosten» (wüsteten) die Alten Eidgenossen in unserer Gegend schändlich.
  • 1469. Durch Schiedsspruch der Tagsatzung in Luzern verliert Rudolf Mötteli vom Rappenstein, der auf der Altburg residiert, alle seine Rechte über das Furttal, ohne Entschädigung, an die Stadt Zürich. Diese bildet aus den fünf Dörfern Affoltern, Watt, Regensdorf, Dällikon und Dänikon die «Innere Vogtei» Regensdorf, die von Landvögten aus der Stadt verwaltet wird.
  • 1470. Affoltern zählt elf Bauernhöfe mit ca. 100 Einwohnern.
  • 1487. Der Bürgermeister Hans Waldmann kauft einen grossen Hof in Affoltern und den Katzenrütihof um 1470 Gulden.
  • 1489. Die Bauern von Affoltern rebellieren gegen Waldmann. Eine Chronik gibt den Grund an: «Darnach fuorend sy gen Affolteren und schickten nach alen Huenden im selben tal und totten (töteten) 15 uff ein houfen, was mengen man uebel rou (dass es manchen sehr reute), das inen die ougen übergiengen; doch dorfft niemand nütt jähen (sagen).» In der Folge kam es zu einem Auflauf vor der Stadt. Waldmann wurde hingerichtet - und die Stadt riss die beiden Höfe an sich. So einfach ging damals der städtische Landerwerb vor sich!
  • 1555. Erster Holzbrief, der die Nutzung des Hürstwaldes den Bauern von Affoltern zusichert.
  • 1610. Aus einer alten Gemeindegutsrechnung: « Vertan» beim Ausgeben des Winterhaus 10 Pfund 10 Schilling (wobei der Jahreslohn des Försters 8 Pfund 10 Schilling betrug), «vertan» beim Verkauf der Eicheln und des Kühkathes im Hürstwald, «vertan» beim Sing-Krähhannen in der Nachtschul...
  • Am 19. November erhalten die Affoltemer Gemeindeväter ein obrigkeitliches Schreiben: «... und so dann myne Herren vernemment, das die Gmeind Affholtren anfahe, Inn Irem gemeinen guot nit wol husshalten und daruss verzehren, sol Inen das mit erntst undersagt, und angezeigt werden, man welle daz nit gehept haben, noch Inen gestatnen, daruss zezüchen, Und wo es beschächen, sölle Jeder syn uerten selbs zalen ...»
  • 1640. Errichtung der ersten Schule, ohne eigenes Schulhaus. Der erste Lehrer Hans Gsell, unterrichtet die Schüler in seiner Stube. Er bleibt der Gemeinde dennoch 53 Jahre lang treu.
  • 1682. Affoltern hat 336 Einwohner.
  • 9. September 1683. Nach nur 26 wöchiger Bauzeit kann die Kirche eingeweiht werden. Vorher waren die Affoltemer kirchgenössig nach Höngg. «Wägen ville des volcks» fanden sie aber oft keinen Platz.
  • 1688. Erst der zweite Pfarrer Affolterns, Hans Heinrich Kesselring, kann in das neuerbaute Pfarrhaus ziehen.
  • 1721. Anlässlich Jagli Baders Hochzeit wird getanzt; Busse: 5 Pfund. Die «Gnädigen Herren» hielten ihre Untertanen in strenger Zucht. Wer jasste, kegelte, um Geld würfelte, an fremde «Kilbinen» lief, Tabak trank (rauchte), Tanzvergnügen mitmachte, in der Nacht zur Auffahrt den Uetliberg bestieg, zuviel Alkohol trank, wurde schwer bestraft. Untervogt Onoffrion Frey wird mit 15 Pfund gebüsst, «wylen er bsoffen Kotzt».
  • 1738. Alfoltern verliert den Weidgangstreit gegen Höngg wegen der Benützung der oberen Allmend, der während 100 Jahren geschwelt hat.
  • 1762. Visitationsbericht über den Lehrer Hans Jakob Merk: «Dieser ist Schulmeister, ist ein fleissiger Mann, ein armer Müdling: nur schad, dass er zu viel zu tun hat, denn er ist ein Küfer und ein Bauer und im weiteren ein Metzger. In dieser letzteren Person sehe ich ihn gar nicht gern, weil ein Schulmeister und ein Metzger in einer Person sich nicht wohl zusammenreimen.»
  • 12. Juni 1775. Der junge Johann Wolfgang Goethe besucht erstmals den philosophischen Musterbauern Jakob Gujer, genannt «Chlijogg», auf dem Katzenrütihof. Der Dichter schreibt in sein Tagebuch, Kleinjogg sei «eins der herrlichsten Geschöpfe, wie sie diese Erde hervorbringt.»
  • 1780. Die erste Feuerspritze wird angeschafft.
  • 1790. In Affoltern sind 50 Jucharten mit Reben bepflanzt. Über die Qualität des Weines wird nichts gesagt; nur einmal sei er beim Häuserbau unter den Kalk gemischt worden!
  • 16. Oktober 1799. Nach der zweiten Schlacht bei Zürich ziehen sich die geschlagenen Russen über Affoltern zurück. Ratsherr Werdmüller beschreibt die Lage: «In unserem Kanton sind die Dörfer Seebach, Affoltern und einige andere von den Russen stark mitgenommen worden; es bleibt ihnen beinahe nichts als die Räben. Aller Orten, wo Truppen liegen, haben sie die Erdäpfel ausgetan, die Obstbäume geleert, die Feldbohnen und Erbsen gepflückt, sie haben sogar Zwetschgen, welche noch ganz grün waren, und Nussen mitsampt den Tanggen gegessen, auch vor langer Zeit haben sie schon Trauben gegessen, die noch so hart waren, dass sie den Feind damit hätten totschiessen können...»
  • 20. Januar 1803. Kaiser Napoleon I. entscheidet in Paris, dass der Chatzensee wieder dem Kloster Wettingen, dem er mehr als 300 Jahre lang gehörte, zurückzugeben sei. Man dürfe die Hirten (d. h. die Mönche) im Gebirge nicht ihrer Ergötzlichkeiten berauben!
  • 30. Dezember 1805. Hebammenwahl im Pfarrhaus, das einzige Geschäft von offentlicher Bedeutung, das die Frauen zu erledigen hatten. Darüber schreibt der damalige Pfarrer Hans Conrad Meyer im Stillstandsprotokoll: «Ein Saum Wein (150 Liter!) und 60 Brote wurden bei diesem Anlass schändlich verschwendet.
    Sollte ich meinen Nachfolgern diese Auftritte schildern, ich würde ihr Zartgefühl verwunden. Schändlicheres. Empörenderes lässt sich nicht denken. Ich werde es nie mehr zugeben, dass im Pfarrhaus ein Weibertrunk gegeben werde. Ich werde Massregeln ergreifen, die mich vor solchen Schandsiechen sichern, die mich und meine Hausgenossen des Ekels und Verdrusses wegen beinahe ins Krankenbett warfen!»
  • 1808. Urteil Pfarrer Meyers über die damalige Jugend: «Flegelhafte Kerle, denen die Väter das Wort reden.»
  • 1815. Pfarrer Meyer nimmt im Stillstandsprotokoll von Affoltern Abschied mit den Worten: «Es bestätigt sich mir das Wort meines sel. Vorgängers. Er sagte einst zu mir: ‹Erwarten Sie von dieser Gemeinde keinen Dank: dafür haben sie gar keinen Sinn›.» Frustrierte Pfarrer gab es also damals schon!
  • 1820. Bau des ersten Schulhauses mit einem Zimmer südlich der Kirche. Von 1688 bis zu diesem Zeitpunkt war im Pfarrhaus Schule gehalten worden.
  • 1853. Schlußsatz auf der Gedenktafel für Pfarrer Heinrich Wolf, 1815-1853, angebracht an der Südmauer der Kirche: «Gewidmet von der dankbaren Gemeinde, die er 39 Jahre geführet.»
  • 15. Oktober 1877. Eröffnung der Strecke Oerlikon-Baden der schweizerischen Nationalbahn. Wenig später macht diese Konkurs. Affoltern verliert dabei Fr. 15000.
  • 1888. Affoltern hat 857 Einwohner.
  • 18. Mai 1895. Aufzug der drei neuen Glocken in den Turm der Kirche. Gewicht: 959 kg - 465 kg - 267 kg. Töne: c - gis - h. Namen: Glaube - Liebe - Hoffnung.
  • 1896. Auf dringliches Gesuch des Gemeinderates ändert der Regierungsrat den bisherigen Namen «Affoltern bey Höngg» in «Affoltern bei Zürich». Begründung: Höngg habe nicht einmal eine Bahnstation, während Affoltern eine solche besitze und zudem ein Telephon mit sechs Abonnenten!
  • 1897. Die erste Wasserversorgung mit Hausanschluss wird erstellt. Bis dahin wurde das Wasser an den Dorfbrunnen geholt.
  • 1900. Affoltern hat 1424 Einwohner.
  • 1900. Gründung einer eigenen Sekundarschule im neuen Schulhaus auf der Riedenhalde. Seit 1833 mussten die Affoltemer Sekundarschüler nach Regensdorf.
  • 1905. Bericht über Jugendkrawalle: Am Sonntag nachmittag, nach der Kinderlehre, ziehen die Burschen regelmässig in den «Krieg» gegen die Nachbardörfer. Sie beschimpfen einander unflätig. Die Affoltemer sind die «Suppepure», die Hönggemer die «Geisse» und die Wipkinger die «Laubchäfer». Nie geht es ohne Schrammen und zerrissene Hosen ab.
  • 1908. Der «Löwen»-Wirt Egli führt auf privater Basis die ersten regelmässigen Autokurse nach dem Milchbuck aus. Im gleichen Jahr erhält Affoltern den Anschluss an das elektrische Stromnetz.
  • 1911. Auf der Strecke Oerlikon-Baden verkehren probeweise die ersten elektrischen Lokomotiven der Schweiz, hergestellt in der Maschinenfabrik Oerlikon.
  • 1914. Die Affoltemer Burschen entzünden zum letztenmal ein Fasnachtfeuer am Berghang oben. Der Feuerweg erinnert daran.
  • 1920. Affoltern hat 2272 Einwohner. Innerhalb von 32 Jahren hat sich die Zahl beinahe verdreifacht. Eigene Industrie fehlt fast ganz. Sehr viele Männer arbeiten in den Fabriken von Oerlikon.
  • 1924. Affoltern gerät immer mehr in eine Misere der Gemeindefinanzen hinein. Um alle Auslagen aus eigenen Mitteln decken zu können, wäre eine Gemeindesteuer von 347% nötig, während die Stadt einen Steuerfuss von 132% hat.
  • 1926. Die letzten Reben werden ausgegraben.
  • 25. November 1928. Einweihung der ersten römisch-katholischen Kirche St. Katharina.
  • 1. Januar 1934. Affoltern bei Zürich wird zusammen mit Oerlikon, Seebach, Schwamendingen, Höngg, Altstetten, Albisrieden und Witikon eingemeindet und heisst fortan Zürich-Affoltern. Damit scheidet es aus dem Bezirk Dielsdorf aus.
    Affoltern verliert damit seine jahrhundertealte politische Selbständigkeit, zugleich aber auch seine finanziellen Sorgen. Bei der Eingemeindung hat Affoltern 2808 Einwohner.
  • 31. Dezember 1971. Das Quartier Zürich-Affoltern zählt 18193 Bewohner: 10044 sind Angehörige der evangelisch-reformierten Landeskirche.
  • 26. November 1972. Nach zweieinhalbjähriger Bauzeit Einweihung des kirchlichen Zentrums Glaubten.

 

EMIL SPILLMANN