Vor 50 Jahren gewann Beni Herger WM-Bronze
Am 28. August 1968 gewann der Affoltemer Velorennfahrer Beni Herger in Rom die WM-Bronzemedaille. Auch heute noch fährt er grössere Strecken mit dem Rennvelo.
Beni Herger sitzt in seiner kleinen Werkstatt in Neuaffoltern und blättert im Ordner. Dieser enthält zahlreiche Erinnerungen an seine Velorennfahrer-Karriere wie Zeitungsausschnitte und Fotos. Besonders stolz ist er auf die Bronzemedaille, die er 1968, also vor 50 Jahren, als 28-Jähriger bei der Amateur-Steher-Weltmeister- schaft in Rom gewonnen hat. «In Rom startete ich zum ersten Mal», hält er fest. Früher war er Sprinter, die Königsdisziplin für Velorennfahrer. Doch 1963 stürzte er schwer. Darauf nahm er an Steher-Rennen teil.
Beim Training auf der Holzbahn in Rom gewann er den Vorlauf mit dem höchsten aller Stundenmittel der drei Vorläufe hinter Schrittmacher Noppie Koch: 74,208 km/h. Doch beim Rennen stand dieser nicht zur Verfügung, sodass Bruno Walrave Hergers Schrittmacher wurde. «Vier Runden vor Schluss griffen wir an, und ich gewann 10 Meter hinter dem Weltmeister und 5 Meter hinter dem Zweiten die Bronzemedaille», erinnert sich Herger. «Mit meinem Lieblingsschrittmacher wäre ich aber wahrscheinlich Weltmeister geworden.» Trotzdem gab es offen- sichtlich einen dramatischen Kampf, wie Zeitungsausschnitten zu entnehmen ist: «Die bescheidene schweizerische Delegation an der Bahnweltmeisterschaft in Rom feierte erstmals seit 1963 wieder einen Medaillengewinn. Beni Herger eroberte in einem dramatischen Kampf die Bronze-Medaille.»
Dies war nur einer der Höhe- punkte von Hergers Karriere als Ve- lorennfahrer (siehe Kasten). Gerne erinnert er sich zum Beispiel an den Grand Prix von Mailand 1971. 1972 erreichte er den Bahnrekord auf der Rennbahn Oerlikon. 1979 hat er auf- gehört, Rennen zu fahren. Doch das Velofahren bedeutet ihm immer noch viel.
Immer noch auf dem Velo
Heute noch fährt Herger über grössere Distanzen. «2018 habe ich 6000 Kilometer zurückgelegt», freut er sich. Seine Durchschnittsgeschwindigkeit beträgt 23 Kilometer pro Stunde. Er hat ein Rennvelo von guter Qualität. Aber heute fährt er nicht mehr überall auf der Strasse. «Es ist zu gefährlich, aber zum Glück gibt es ja gute Radwege.»
Was rät er Einsteigern? «Langsam anfangen. Zudem braucht es ein Rennvelo von guter Qualität, und dieses muss gepflegt sein.»
Jahrelang hatte Herger ein Sport-Geschäft in Neuaffoltern. Doch vor ein paar Jahren entschied er, die-es nicht weiterzuführen. Heute hat er eine kleine Werkstatt mit Pneu- und Schlauch-Service und macht kleinere Reparaturen
Rennfahrer-Karriere
Beni Herger ist von 1957 bis 1979 Velorennen gefahren. Profi wollte er nie werden.
Höhepunkte waren:
1964 5. Platz Steher-WM Paris
1965 7. Platz WM San Sebastian
1967 6. Platz WM Amsterdam
1970 Strassenrennen Freiburg
1971 Gewinn des Grand Prix in Mailand
1972 Bahnrekord in Oerlikon
1972 Schweizer Meister
1973 Schweizer Meister
1979 Gewinn Grand Prix Leipzig
Viele Ehrenplätze, und mehr
Zürich Nord Nr. 34, 23. August 2018, Pia Meier